Kultur/Presse

Ein Hoch auf den Ari`n-Gsang im Bayerwald

Gr. Arber

Die Ari, auch als Urtyp waldlerischen Singens bezeichnet, stand am Sonntag im Mittelpunkt des Geschehens beim „Ari`ntag auf dem Arber“. Gleich drei Veranstalter zeichnen für den hohen Stellenwert dieser Veranstaltung: Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e. V. Volksmusikstelle für Niederbayern und Oberpfalz, der Volksmusikverein im Landkreis Regen und die Sektion Lindberg-Falkenstein im Bayer. Wald-Verein. Das Ziel ist, der Ari viele aktive Anhänger zu mobilisieren und sie als gedeihliches Kulturgut an die kommenden Generationen weiterzugeben. Gerade Letzteres ist ein bedeutsames Anliegen des Bayer. Wald-Vereins

Eine große Schar von etwa 70 Sängern und Musikanten, die sich in der Eisensteiner Hütte versammelt haben, konnte Franz Schötz, Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, begrüßen. Sie kommen nicht, wie man landläufig annehmen könnte, nur aus dem Bayerischen Wald, sondern großenteils von weit her, aus ganz Niederbayern, der Oberpfalz und sogar weiten Teilen Oberbayerns. Sie gehören Musik- und Gesangsgruppen an, die meisten davon sind aber nur aus Freude am Singen auf den Arber gekommen.

Vor dem gemeinsamen Singen und Musizieren geht Schötz auf die Ari selbst ein, indem er die Geschichte bemüht und Definitionen dazu ab 1619 (Pretorius) liefert. Heute sehen wir die Ari als Gegenstück zur oberbayerisch-österreichischen Weis und zum älplerischen Jodler. Sie kann instrumental geblasen oder gestrichen, 2-, 3- oder 4-stimmig vorgetragen werden. Beim Gesang spielt der Text eine eher untergeordnete Rolle, sie ist ein mehrstimmiges Klangerlebnis, koa Liad und koa Tanz. Wenn jemand sagt: „Der hat koa Ari net“, dann meint dieser nichts anderes, als dass dieser kein Musikgehör hat oder einfach nicht singen kann.

Franz Schötz fügt mehrere Tondokumente von älteren Aufnahmen verschiedener ehemaliger Gesangs- und Musikgruppen in seinen Vortrag ein, um auf die Besonderheit so mancher Ari einzugehen. Die Lindberger Woid-Ariensänger sind zur Stelle und können stimmgewaltig aufzeigen, wie so manch vorgespielte Ari, vierstimmig gesungen, heute klingt. Und jetzt geht`s an Eingemachte.

Zehn Bläser, angeführt von Sepp Roider, packen jetzt ihre Instrumente ein und marschieren hinauf zur Zwieseler Hütte, wo sie heute ganz besondere Ari`n einüben werden, wie die „Wiesbauern Ari“, „Verlassn bin i“, die „Sattler-Ari“ und andere. Sie werden sich ob der anheimelnden Atmosphäre der Hütte und der angenehmen Betreuung durch das TV-Mitglied Johanna Unnasch heute pudelwohl fühlen. Sepp Roider: „Auch die Bläser haben es mir heute leicht gemacht; sie sind allesamt großartige Musiker!“

In der Eisensteiner Hütte wird gesungen. Als Vorlage dient eine Singblattsammlung, zusammengestellt von Ingrid Hupf, Roland Pongratz und Franz Schötz. Darin aufgeführt sind die Wiesbauern-Ari, die Bauern-, De oide Lindbergerin-, Lindberger Dorf-, Konzeller-, Plattenstoaner-, Stoariegl-, Stallwanger-, Waldhirta-Ari und S Vogerl am Kerschbaam, wovon einige mit recht lustigen Texten aufwarten. Können alle aufgeführten Ari`n heute gelernt und eingeübt werden? Kein Problem, denn hochkarätige Lehrerinnen, Simone Lautenschlager aus München und unsere unermüdlich in Sachen Volksmusik agierende Ingrid Hupf, die des Öfteren auch ein aufheiterndes Geschichtlein in ihr Publikum zu schicken weiß, tragen unangefochtene Kompetenz für diese Aufgabe. Auch Franz Schötz selbst bietet sich gerne an und studiert mit den Sängern so manche Ari ein. Alle drei haben eine fröhliche Ausstrahlung inne, die schon mit dem ersten Lied auf das Publikum überspringt. So werden wirklich alle „mitgebrachten“ Ari`n gelernt und teils 3- bis 4-stimmig gesungen und so manche gar trischneidig in der Tonhöhe gesteigert. Die Freude ob des wundervollen Gelingens steht allen ins Gesicht geschrieben.

Gestärkt durch das deftige Mittagessen auf der Eisensteiner Hütte geht`s nun hinauf zur Zwieseler Hütte. Immer wieder wird ein Halt eingelegt, um die grandiose Aussicht auf den Bayerwald zu genießen. Der Blick wandert hinunter ins Eisensteiner Tal, hinüber zum Falkenstein und den Rachel. Vorbei an der Arber-Kapelle ist das Ziel bald erreicht. Da thront sie nun, auf dem steilen Hang unterm Arbergipfel, die Bodenmaiser Mulde schier beherrschend, das markante Felsengebilde mit dem Richard-Wagner-Kopf westlich davon zum Greifen nahe, die Zwieseler Hütte. Gerade hier, in ihrem Umgriff, soll das große Finale über die Bühne gehen.

Es ist zwar wenig Platz geboten hier droben für die vielen Akteure, dennoch hat jeder schnell eine sichere Position gefunden. Und schon ist die Welt um den Arber erfüllt von den Klängen aus zehn Blasinstrumenten und den vielen Kehlen der Sänger. Voller Leidenschaft werden die gelernten Melodien hinaus posaunt in die bayerisch-böhmische Bergwelt. Wanderer, angelockt von den unvermuteten Klängen hier droben, stimmen mit ein und schwärmen von einem zufällig glücklichen Erlebnis.

Auch wenn die Begeisterung noch lange angehalten hätte, war der Zeitpunkt doch gekommen, um voneinander Abschied zu nehmen. Franz Schötz bedankt sich ganz herzlich für die Unterstützung durch die Wald-Vereins-Sektion Lindberg-Falkenstein, beim Volksmusikverein im Landkreis Regen, vertreten durch Hans Pongratz (Sohn Roland war verhindert), vor allem aber bei den herzerfrischend auftretenden Musiklehrern Simone Lautenschlager, Ingrid Hupf und Sepp Roider wie auch bei den Lindberger Woid-Ariensängern. Ein besonderes Dankeschön lässt er Thomas Liebl und der Hohenzoller`schen Bergbahngesellschaft zukommen, ohne deren großzügige Unterstützung diese Veranstaltung kaum möglich zu machen wäre. Danke für die unentgeltliche Überlassung der Hütte und die angenehme Betreuung den Verantwortlichen des TV Zwiesel. Wie aber sollte Franz Schötz selbst für die Vorbereitung und die vorbildliche, stets aufheiternde Durchführung des Ari`ntags am Arber gedankt werden? Natürlich mit einem lange anhaltenden, tosenden Applaus!

Der große Gewinner dieser schönen Veranstaltung auf dem König des Bayerischen Waldes, dem Arber, war allerdings einmal mehr unsere Ari. Dieser Tag, ihr zur Ehre und zum Ruhme, hat gezeigt, dass wir frohen Mutes in die Zukunft schauen dürfen. Die Ari lebt!

Arberkirchweih – heuer nochmals in abgespeckter Form 02. Oktober 2021

Ein einfühlsamer und nachdenklicher Gottesdienst, der viel Kraft für die kommenden Tage und Wochen brachte, so formulierte es Helmut Brunner beim Dank an Pfarrer  Bogdan Bogdanowski, der die Messfeier am Großen Arber hielt. Nachdem die Pandemie es nicht zuließ am eigentlichen Kirchweihfest die Messfeier am Bayerwaldkönig zu feiern, wollten der Bayerische Waldgau, die Heimat-, Kultur- und Volkstrachtenvereine und der Bayerische Wald-Verein die Tradition hochhalten und organisierten  diese in abgespeckter Form am Samstagvormittag.

„Es ist eine Erlebnis wieder Gottesdienst am Arber zu feiern“, so Helmut Brunner eingangs der Messfeier an der Arberkapelle. Es wird wieder Zeit nach Normalität zu suchen, so der Präsident des Waldvereins, der erinnerte, dass die Abwägung unter den Organisatoren letztendlich ergab, den Gefahren der Pandemie geschuldet, heuer nochmals das eigentlich am vorletzten Samstag im August stattfindende Bergfest erneut in kleinem Kreis zu feiern.

So machten sich nur einige Vertreter des Wald-Vereins sowie des Waldgaus am Samstag auf um vor dem Bergpanorama Gottesdienst zu feiern. Darunter etliche Trachtler, die dann doch, wenn auch in kleinerem Format, mit ihren Trachten an das bekannte Kirchweihfest erinnerten.

„Es geht letztendlich nicht um Massen um in der Nähe Gottes den Gottesdienst zu feiern“, so Eisensteins Pfarrer Bogdan Bogdanowski, der eingangs der Messfeier in seiner bekannt humorvollen Art anmerkte, dass diese für die Trachtenvereine, den Bayerischen Waldgau, den Bayer. Wald-Verein, aber auch die Mitarbeiter der Arber-Bergbahn sei.

Nach der Lesung durch Regina Pfeffer nahm der Geistliche Bezug auf die vorgetragenen Psalmen und merkte an, dass diese oftmals verschiedenartig übersetzt werden. Während im Tal noch Nebel war, zogen die Leute in Richtung Gipfel, die Sonne zeigte sich immer mehr bis ein klarer Himmel über dem Arber was, so der Arberpfarrer hinweisend, dass jeder seinen Lieblingsplatz habe von dem er aus etwas Tolles bewundern könne. Dies wirke sich dann auf das Innere des Herzens aus. Nicht zuletzt sei es das Wirken Gottes, das miteinfließe um gestärkt in die kommende Woche und damit den Alltag gehen zu können. Dazu komme die Stille, die die Seele mit Kraft erfülle. „Möge uns diese Kraft erreichen“, so der Arberpfarrer abschließend in seiner Predigt. 

In den Fürbitten, musikalisch begleitet von der Woidbachl-Musi, die den Gottesdienst mit der Waidlermesse umrahmte, wurde auch der Armen und Kranken gedacht. „Haben wir Mut zu helfen und Kraft Leid zu ertragen“.

In seinen Schlussworten dankte Wald-Vereinspräsident Helmut Brunner auch im Namen des Waldgauvorsitzenden Andreas Tax allen, die sich einsetzten, dass dieser Gottesdienst arrangiert werden konnte, um damit die Tradition der Arber-Kirchweih, wenn auch in kleiner Form, aufrecht zu erhalten. In seine Dank schloss er insbesondere den Betriebsleiter der Arber-Bergbahn Thomas Liebl mit ein, der sehr viel Wert auf den Erhalt der Tradition lege.

„Hoffen wir, dass wir nächstes Jahr wieder in gewohnter Form am vorletzten Samstag im August unser Kirchweihfest am Großen Arber feiern können“, so Helmut Brunner. „Halten Sie weiterhin den Vereinen die Treue, bewahren wir die Werte und schätzen wir unsere Wurzeln. Die sollten wir der jungen Generation vorleben und weitergeben“, so der Wald-Vereinspräsident abschließend und sich diesen Zusammenhalt auch in Zukunft wünschend.

„Hoffen wir nächstes Jahr wieder in gewohnter Form“, so Helmut Brunner, dann die Arberkirchweih nicht mehr in abgespeckter Form begehen zu müssen. Foto: Richard Richter
Pfarrer Bogdan Bogdanowski zelebrierte die Messfeier am Großen Arber umrahmt von der Woidbachl-Musi Foto: Richard Richter
Auch heuer nur in abgespeckter Form: in kleinerem Rahmen wurde die Arberkirchweih gefeiert Foto:Richard Richter
Etliche Trachler machten sich auf den Weg um am Samstagvormittag am Berggottesdienst teilnehmen zu können Foto: Richard Richter